Heute gabe es bei Arte eine Dokumentation zum Thema Kreativität. Der Themenabend "Wenn es funkt im Kopfe".
Die beste Frage war, was Ideen töte.
Auf der Arte-Webseite gibt es auch einen Artikel "Von der Idee zum Patent" einer Journalistin namens Katja Dünnebacke. Leider ist der Artikel greenhornig und wirft einen Schatten auf die bei dem Sender gewohnte Qualität. Da hätte Rainer Osterwalder vom EPA, der die Quelle der unbedarften Autorin zu sein scheint, etwas mehr Sorgfalt walten lassen müssen. Das beginnt schon bei dem Unfug der Überschrift, dass "Ideen" patentierbar seien. Hat es eine öffentliche Institution wirklich nötig, ihre Interessen mit unredlicher Informationsarbeit zu verteidigen? Das alles wäre nicht schlimm, wenn nicht diese Wolke von kolportiertem Halbwissen antiaufklärerische Wirkung entfalten würde. Mit journalistischer Sorgfalt allein ist es auch nicht getan, Journalisten sind und wollen und sollen ja keine Experten sein, sondern Informationsvermittler. Eine öffentliche Institution, die wider besserem Wissen anschauliche Legenden über ihre Pressesprecher an Journalisten verbreitet, handelt demagogisch. Nun kann es sein, dass es auch Osterwalder nicht besser weiss, aber das entbindet eine Institution eben nicht der Verantwortung für ihre Informationspolitik. Ich denke deshalb, dass Herrn Osterwalder oder der EPO die Aufgabe zufällt, hier korrektere Informationsarbeit zu leisten.
Vor wenigen Tagen erst mailte mit jemand einen Link auf die AIPPI-Position, welche die Handschrift von PA Betten trug. Ich frage mich, ob es sich wirklich lohnt diese ad nauseam Überredungstexte zu kritisieren oder zu dokumentieren. Felipe erzählte vor einem Jahr, dass er Betten nach einem Vortrag angesprochen habe, warum er sowas erzähle, wo er es doch besser wissen müsse. Betten habe kurz gestutzt bei dieser ins Persönliche zielenden Frage.
Ich meine, man kann doch eine Position nach seiner Interessenlage auch sauber vertreten, und muss nicht in die Trickkiste der Überredung mit knackigen Halbwahrheiten greifen, die wiederholt werden. Das führt nämlich dazu, dass man als Diskussionspartner nicht mehr ernst genommen wird und Rückgrat verliert. Oder eine Diskussion in eine populistische Ecke abdriftet. Warum will ich das eigentlich nicht? Was ist daran falsch? F. Müller warf mir berechtigt vor, statt mit massentauglichen Botschaften erfolgreich zu sein, mit pseudointellektueller Analyse zu versanden. Was micht stört an Propaganda aller Art ist, dass sie trotz ihres Überredungserfolges das eigene Verständnis nicht vertieft oder korrigiert, und das gilt auch für die AIPPI-Position. Dabei will ich wohl verhindern, dass eine Debatte aus dem hermeneutischen Zirkel krepiert oder ins Wolkenland spiralisiert, weil mir beides zutiefst zuwider ist.
Ach so, wo wir grade im Wolkenland sind, habe ich erwähnt, dass der Dalai Lama auch seine Ansichten zum Besten gab in der tollen Arte-Doku? Das Beste war, dass all diese schönen Wahrheiten über Kreativität der interviewten Helden immer noch geistreicher waren als das, was im Zeichen der EU-Lissabonagenda für Innovation politisch diskutiert wird. Begeisterung und Inspiration. Oder im Tenor der Doku: Gremien und Konsens zerstören Ideen.
Danke, Arte!