29.1.06

Truth50

Tut mir leid, Florian, bei allem Respekt für Deine Entscheidung mit dem EV50 Preis. Diese neue Kampagne ist wirklich lächerlich.

28.1.06

Psyops sind lustig

Die Propaganda hat für mich großen Unterhaltungswert, die macht richtig Spass. Auf \. wird zu einem BBC-Artikel verlinkt über einen US-Militärreport:

Perhaps the most startling aspect of the roadmap is its acknowledgement that information put out as part of the military's psychological operations, or Psyops, is finding its way onto the computer and television screens of ordinary Americans. 'Information intended for foreign audiences, including public diplomacy and Psyops, is increasingly consumed by our domestic audience,'

Psyops sind die sogenannten psychologischen Kriegsführungstaktiken. Also so etwas wie Flugblätter. Ich war damals begeistert über die US-Flugblätter, die man von einer Army-Seite abrufen konnte. Mehr Psycho, weniger Feuerwerk mag man sich wünschen. Die Army hat einen großen Fan. Visuell ausserordentlich inspirierend. Wenn auch der Irakische Informationsminister die bekannteste (tragische) Figur in der Propagandaschlacht war.

24.1.06

Google News

Google News ist nicht mehr in der beta-Phase!

Kaefer argumentiert pro-swpat.

David Kaefer erklärt auf VNUNET, warum Microsoft Patente auf Software brauche.
Secondly, a good patent system encourages people to share IP and promotes more interoperability.
Dieses Argument ist neu. Ob es stichhaltig ist, das kann man wohl bezweifeln. Interoperabilität ist ein sehr wichtiger Punkt in dem Markt. Mir ist aber schleierhaft wie der Beitrag zu Interoperabilität aussehen soll. Vermutlich ist das Argument eine Anwendung der Offenlegungslehre.

Interessant ist, dass er der ganz direkten Frage ausweicht:
So why is Microsoft in favour of software patents?
If you look at previous economic shifts, this same debate has surfaced...but instead competition and innovation improved as firms developed a licensing culture where they didn’t exclude other parties, but rather used patents as a currency to trade with.
Daraus kann man schliessen, dass es auch in diesem Hause keine solide ökonomische Fundierung gibt. Das historische Argument ist schwach.

23.1.06

EPO Fallrecht

Von der EPO gibt es eine interessante Zusammenstellung ihres Fallrechtes. Ab Seite 31 des riesigen PDF Dokumentes(über 600 Seiten) geht es um Software. Ferner gibt es am Ende ein Stichwortverzeichnis.

GPLv3 Diff

Die FSF will dem Netz eine neue GPL zumuten, die Version 3. Ich habe den ersten Entwurf schon reichlich auf der Brüssel-Mailingliste verrissen. Nun gibt es einen Diff zwischen GPL2 und dem GPLv3-Entwurf. Sehr nützlich.

13.1.06

Zwiebelfisch: Verneinung

Ach nein, die Negativität in der deutschen Sprache. Verdoppelt besonders schwer für die Logiker. Die Zwiebelfisch-Kolumne von Spiegel.de ergreift Partei für die zweifache Verneinung.

It's funny - Laugh!

Einen Monat ist es her, dass das Europäische Parlament unter Führung seiner Mehrheitsfraktionen die umstrittene Vorratsdatenspeicherung abgesegnet hat. Nun melden sich einige Parlamentarier zur Verteidigung:
Laut [EVP-MdEP Herbert] Reul haben die Parlamentarier sichergestellt, dass die gigantischen Datenmengen über das elektronische Kommunikationsverhalten der 450 Millionen EU-Bürger "geschützt werden".
...
Wäre es nach dem Ministerrat gegangen, [so MdEP Evelyne Gebhardt (SPD)] "hätten wir jetzt ein Instrument, das die Speicherungspflicht für Daten auf drei Jahre vorschreibt, die unbeantworteten und erfolglosen Anrufe einbezieht, ebenso die aufgerufenen Internetseiten sowie die Bestimmung von Standortdaten zu Beginn und zum Ende einer Kommunikation, durch die ein Bewegungsprofil erstellt werden könnte."(*)

Nein, das ist kein Zynismus. Sie wissen nicht, was sie tun. Schon in der Debatte klangen einige Stimmen sehr schrill und deplaziert. Vollends wurde die Ahnungslosigkeit bestätigt, als das Parlament gleich nach der Abstimmung über die Vorratsdatenspeicherung den Sacharow-Preis für geistige Freiheit an Reporter ohne Grenzen und Advokaten der Meinungsfreiheit aus der Dritten Welt verlieh, die zur Krönung Lobeshymnen auf das Europaparlament anstimmten. Kein Zynismus - wie gesagt. Es darf gelacht werden.

Mal sehen, wann die Verfassungsgerichte den "Schutz" kassieren werden.


(*) Der ausgebootete Berichterstatter Alvaro (FDP) stellte als sich der Deal abzeichnete klar:
But, to make it quite short: they ripped us off. ...we are beyond the stage at a certain point, because ... there has been an agreement between the PPE and the PSE, ...I mean, Council delivered something which they call "Well, this is our text, this is what we want. And this is what you take or we won't have a deal." By some convincing arguments which I don't understand and I don't know, Mr. Pöttering and Mr. Schulz were very convinced by what Charles Clark said. I wasn't attending that meeting, I wasn't there, I don't know what he offered and what he said. But it must have been very convincing, because now, both two groups are willing to amend the Commission's directive 100% the way that Council demands it, from the text we have, i.e. the version of 2 December.

10.1.06

Abramoff Lobbyingskandal: DeLay politisch erledigt

Amerika wird von einem Lobbyingskandal erschüttert, in derem Mittelpunkt ein Herr Jack Abramoff steht, dem genau das vorgeworfen wird, was der Laie für Lobbyismus hält: Die Bestechung von Politikern. Das hielt neulich jemand bei meinem Vortrag in Berlin für die Essenz des Lobbyismus und ich korrigierte ihn. Dennoch kommen solche Fälle natürlich vor.

Seriös wird zum Beispiel im New York Times Artikel über den Fall Abramoff berichtet, der ein wenig hochgespielt wird. Wie beim Fall Hunzinger ist diese Berichterstattung natürlich Gift für das Geschäft. Abramoff ist wie Hunzinger wie Schreiber "verbrannt".

Und: Abramoff hat ausgesagt.

Politisch unter Beschuss stand vor allem der Republikaner und ehemalige Mehrheitsführer Tom DeLay, den Abramoff schwer belastete. Im Eifer der Debatte erkundigen sich die Journalisten bei Kollegen im Lobbygeschäft. So zitierte sogar USA Today schon einmal über DeLay:

"DeLay knows that reciprocity is the strongest norm in Washington," said James Thurber of American University. "The clients know they have a relationship and that they have to come up with the money. It's very clear to them, and they do it."

"He is very good at keeping people as part of his extended family," said Stuart Roy, a former DeLay spokesman who is at the lobbying firm DCI Group. "It gives him additional reach and additional eyes and ears."

Auch im Washington Monthly wurde schon im Oktober vom Washington Monthly sein Fall angesprochen und sehr treffend ein anderes schwarzes Schaf geschoren, das soeben bereits erwähnt wurde. Weil es so treffend ist:
If there is a center to Washington conservative dark arts, DCI is pretty much it. .... DCI's founder is Thomas Synhorst; his expertise lies in “astroturfing”—developing fake grassroots groups to front for conservative and corporate causes—and “push-polling,” a subtle technique that can impart damaging information about a rival candidate in the guise of a hypothetical question for a poll.

Öffentlichkeit ist interessant und gefährlich zugleich für diese Akteure. Denn diese Form des Lobbyismus verkraftet es nicht besonders gut, wenn man über Aktivitäten und Akteure spricht. Deshalb kann das Bloggen über diese Organisationen, insbesondere meinen Liebling DCI nur von Vorteil für die Seriösität sein. Über das Thema Astroturfing habe ich vor längerer Zeit mal einen kleinen Text geschrieben. DCI ist nicht besonders gut darin und wie die u.a. Zitate oben illustrieren auch nicht für ihre Diskretion bekannt. Merkwürdig ist vor allen Dingen, dass andere Lobbyisten sich sehr öffentlich nun von DeLay und Abramoff distanzieren.

Tom DeLay jedenfall ist jetzt nach der Aussage von Abramoff "weg vom Fenster". Ob der Skandal weitere Kreise zieht, wird an der Berichterstattung in diesen Tagen liegen. Es ist nicht unwahrscheinlich.

2.1.06

22c3 -- noch ein paar Worte

Nun bin ich schon einige Tage zurück aus Berlin, die Eindrücke haben sich gesetzt, das neue Jahr ist da, aber ich will dann doch noch kurz ein paar Worte verlieren. Zunächst einmal habe ich aussergewöhnliche, inspirierende Leute getroffen, mit deren Anwesenheit ich nicht gerechnet habe: Marcus Dapp ETH, Felix Klee, "Ulrich Langer", Johan und viele andere mehr. Die Vorträge und Veranstaltungen waren dagegen sekundär. Von der zweiten Veranstaltung, die von Tonnerre bewerkstelligt worden war, sind mittlerweile Filmdokumente im Netz. Leider ist die Struktur der Veranstaltung total ausgefasert, denn wir hatten 15 Minuten von der knappen Zeit verloren, und mussten improvisieren. Der Monitorausgang meines Notebooks funktionierte nicht, aber Tonnerre war in der Lage das Problem zu beheben. Besonders, dass wir für Fragen keine Zeit hatten, sehe ich als echtes Problem an. Als ich mir das Video noch mal angeschaut habe, und positive Reaktionen von Benjamin aus Belgien bekam, war ich schon hinweggetröstet.

Positiv auch die vielen anderen Person2Person Gespräche. Die Wikipedia-Leute setzten gleich ein paar Hebel in Bewegung als ich sie auf eine EU-Konsultation in Kenntnis setzte. Auch auf den ersten Vortrag, von dem leider (bislang) keine Aufnahmen vorliegen, gab es recht positive Reaktionen, was mich freut. Ich möchte noch ein weiteres Paper zum Thema schreiben, weil ich hier wirklichen Bedarf sehe. Das verdeutlichten auch zahlreiche andere Vorträge auf dem Kongress.

Viele Eindrücke, viel Anregung. Danke Berlin!

Osthoff auf Heute: Präsentationszwang

Eines der interessantesten Interviews des Jahres führte das ZDF mit Susanne Osthoff, die im Irak entführt worden war. Interessant ist es, weil es an die Phase vor der Fernsehdemokratie erinnert, als es noch untrainierte Politiker im Fernsehen zu sehen gab. Sogar der Normalbürger verhält sich heute medienprofessionell. Susanne Osthoff sperrt sich gegen den Interviewstil und sein Schema, widerspricht den Fragen. Das ordnet das ZDF so ein, dass es dem deutschen Fernsehzuschauer nicht zugemutet werden könne. Ich wünschte mir mehr Interviews dieser Art, die das Schema der Medienprofis brechen. Gerade weil Medienprofis ihre eigene Interpretationswelt durch ihre Vorgehensweise generieren und sich ihre Experten mit medienkompatiblen Botschaften hinbiegen. Denn vieles, was gesagt werden kann, passt nicht in das Schema. Und ich wünsche mir die Mündigkeit der Zuschauer unformatiert einem Menschen zuzuhören. So hat die Heute-Redaktion eine schlechte Arbeit geleistet. Sie hat die in ihrem Medienschema Sperrige wie eine Verrückte behandelt und das Schild der Aussätzigkeit ihr angehängt. Die Profis nutzen bereits dieses Image zur Stimmungsmache auf dem Rücken des Entführungsopfers aus.