2.1.06

Osthoff auf Heute: Präsentationszwang

Eines der interessantesten Interviews des Jahres führte das ZDF mit Susanne Osthoff, die im Irak entführt worden war. Interessant ist es, weil es an die Phase vor der Fernsehdemokratie erinnert, als es noch untrainierte Politiker im Fernsehen zu sehen gab. Sogar der Normalbürger verhält sich heute medienprofessionell. Susanne Osthoff sperrt sich gegen den Interviewstil und sein Schema, widerspricht den Fragen. Das ordnet das ZDF so ein, dass es dem deutschen Fernsehzuschauer nicht zugemutet werden könne. Ich wünschte mir mehr Interviews dieser Art, die das Schema der Medienprofis brechen. Gerade weil Medienprofis ihre eigene Interpretationswelt durch ihre Vorgehensweise generieren und sich ihre Experten mit medienkompatiblen Botschaften hinbiegen. Denn vieles, was gesagt werden kann, passt nicht in das Schema. Und ich wünsche mir die Mündigkeit der Zuschauer unformatiert einem Menschen zuzuhören. So hat die Heute-Redaktion eine schlechte Arbeit geleistet. Sie hat die in ihrem Medienschema Sperrige wie eine Verrückte behandelt und das Schild der Aussätzigkeit ihr angehängt. Die Profis nutzen bereits dieses Image zur Stimmungsmache auf dem Rücken des Entführungsopfers aus.

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