10.1.06

Abramoff Lobbyingskandal: DeLay politisch erledigt

Amerika wird von einem Lobbyingskandal erschüttert, in derem Mittelpunkt ein Herr Jack Abramoff steht, dem genau das vorgeworfen wird, was der Laie für Lobbyismus hält: Die Bestechung von Politikern. Das hielt neulich jemand bei meinem Vortrag in Berlin für die Essenz des Lobbyismus und ich korrigierte ihn. Dennoch kommen solche Fälle natürlich vor.

Seriös wird zum Beispiel im New York Times Artikel über den Fall Abramoff berichtet, der ein wenig hochgespielt wird. Wie beim Fall Hunzinger ist diese Berichterstattung natürlich Gift für das Geschäft. Abramoff ist wie Hunzinger wie Schreiber "verbrannt".

Und: Abramoff hat ausgesagt.

Politisch unter Beschuss stand vor allem der Republikaner und ehemalige Mehrheitsführer Tom DeLay, den Abramoff schwer belastete. Im Eifer der Debatte erkundigen sich die Journalisten bei Kollegen im Lobbygeschäft. So zitierte sogar USA Today schon einmal über DeLay:

"DeLay knows that reciprocity is the strongest norm in Washington," said James Thurber of American University. "The clients know they have a relationship and that they have to come up with the money. It's very clear to them, and they do it."

"He is very good at keeping people as part of his extended family," said Stuart Roy, a former DeLay spokesman who is at the lobbying firm DCI Group. "It gives him additional reach and additional eyes and ears."

Auch im Washington Monthly wurde schon im Oktober vom Washington Monthly sein Fall angesprochen und sehr treffend ein anderes schwarzes Schaf geschoren, das soeben bereits erwähnt wurde. Weil es so treffend ist:
If there is a center to Washington conservative dark arts, DCI is pretty much it. .... DCI's founder is Thomas Synhorst; his expertise lies in “astroturfing”—developing fake grassroots groups to front for conservative and corporate causes—and “push-polling,” a subtle technique that can impart damaging information about a rival candidate in the guise of a hypothetical question for a poll.

Öffentlichkeit ist interessant und gefährlich zugleich für diese Akteure. Denn diese Form des Lobbyismus verkraftet es nicht besonders gut, wenn man über Aktivitäten und Akteure spricht. Deshalb kann das Bloggen über diese Organisationen, insbesondere meinen Liebling DCI nur von Vorteil für die Seriösität sein. Über das Thema Astroturfing habe ich vor längerer Zeit mal einen kleinen Text geschrieben. DCI ist nicht besonders gut darin und wie die u.a. Zitate oben illustrieren auch nicht für ihre Diskretion bekannt. Merkwürdig ist vor allen Dingen, dass andere Lobbyisten sich sehr öffentlich nun von DeLay und Abramoff distanzieren.

Tom DeLay jedenfall ist jetzt nach der Aussage von Abramoff "weg vom Fenster". Ob der Skandal weitere Kreise zieht, wird an der Berichterstattung in diesen Tagen liegen. Es ist nicht unwahrscheinlich.

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