19.4.05

Der Ratzinger wird Vater

Die Katholiken haben einen neuen Papst, den wohlbekannten bayrischen ex-Kardinal Joseph Ratzinger (spricht der Süddeutsche wie Rad-Singer). Die deutsche Presse kommentiert das kühl, offiziell, freundlich bis hämisch. Siehe zum Beispiel auch meine Lieblingszeitung, die Financial Times Deutschland. Wo ist der kühne BILD Papstpatriotismus ("Wird ein Deutscher neuer Papst?") hin? Sind Bayern keine richtigen Deutschen, wenn sie zulange im Vatikan leben? Hans Küng freut sich riesig über die Wahl des einstigen Professorenkollegen ("Riesenenttäuschung"), will ihm dann aber wieder "eine Chance geben", nach dem er ihm lt. Meldung vom 13.4. bei der Wahl kaum eine Chance eingeräumt hat.

Und ich muss zu meiner Schande (?) gestehen, dass ich nicht einmal den Namen meines zuständigen evangelischen Bischofs kenne. Für uns ein reiner Verwaltungschef, ein Kirchenbonze - so wichtig für mich als Protestanten wie der Name des Vorsitzenden des ADAC für die Autofahrer, den ich auch nicht kenne. Da hat es ein katholischer Kirchenmonarch doch ungleich besser. Wenn der etwas äußert, ist es nicht nur Meinung, sondern hat gleich Autorität für die Gläubigen. Wir Lutheraner brauchen dafür immer unser eigenes Gewissen... Da hat man es schwer mit der "Geschlossenheit".

So sei denn als mein evangelisches Grußwort an den neuen "Heiligen Vater" das Bibelwort Jesu nach Matthäus 23 (Elberfelder Bibel) beigegeben:
23,9 Ihr sollt auch nicht [jemanden] auf der Erde euren Vater nennen; denn einer ist euer Vater, [nämlich] der im Himmel. 23,10 Laßt euch auch nicht Meister nennen; denn einer ist euer Meister, der Christus. 23,11 Der Größte aber unter euch soll euer Diener sein. 23,12 Wer sich aber selbst erhöhen wird, wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigen wird, wird erhöht werden.


So sei denn zu hoffen, dass Erniedrigung und Erhöhung, die der "Heilige Vater" in der Berichterstattung erfährt, nunmehr wundersam ausblanciert werden, und die gläubigen Katholiken von ihm positiv überrascht werden. Er wird ihnen wohl eine Chance geben.

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