19.6.08

Schrilles von VG Wort

Heise Meldung:
Habe das Urheberrecht früher eine "Mauer aus Paragraphen" gebildet, welche die geistige Leistung der Kreativen geschützt habe, regiere nun "die globale Enteignungsmaschinerie Internet" mit ihren "Tauschbörsen als Umsatzplätzen digitaler Piraterieware" und ein "wieder eingeführter Kommunismus".


Wer hätte solche Töne bei einer 50 Jahre Veranstaltung der VG Wort erwartet. Der Name klingt doch schon wie der Papier gewordene Beamtenstaat. Natürlich lässt sich durchaus fragen, ob das knapp 100 Jahre ökonomisch wirksame Urheberrecht nicht tatsächlich an der elektronischen Realität zerschellen wird. Ein ökonomisches Argument dafür ist die mediale Überproduktion. Die Erzeugung von Gütern, die nicht knapp sind, braucht man auch nicht anzureizen. Die Verwertungsgesellschaften stehen für eine altbacken sozialistische Denke der Gebührenhortung und -verteilung und es ist keine Überraschung, dass linke Globalisierungskritiker heute noch ihre eigenen Verteilungsmaschinen basteln wollen, ich denke da z.B. an die Vision von der Kulturflatrate.

Inzwischen liege das Aufkommen, das zur Verteilung an die von der VG Wort vertretenen Textschaffenden und Verlage bereit stehe, bei fast 90 Millionen Euro.


"Peanuts" wie die Deutsche Bank sagen würden.

Das wichtigste Argument ist aber die Überproduktion als solche. Wenn der Content immer stärker wächst und nicht verschwindet, unsere Aufmerksamkeit aber beschränkt bleibt auf den 24 Stunden Tag, sinkt der ökonomische Wert eines Teils des jährlich anwachsenden Korpus. Es ist gar nicht die Piraterie, die es schon immer gab, sondern es ist das weiter expandierende Angebot bei stabiler Nachfrage. Die Spezialisierung und Zersplitterung des Marktes ist nur ein Symptom.

Man kann viele Meinungen über die digital induzierte Entwicklung haben. Da möchte ich auch gar nicht bewerten sondern nur feststellen wohin der Zug abgefahren ist. Unsere Socken kommen aus Asien, unsere Musik aus dem Internet und für Online-Texte zahlt schon seit 15 Jahren niemand mehr. Und kaum einer wird verstehen, warum man für Opas Urheberverwertung Geräteabgaben zahlen sollte, ohne echte Gegenleistung versteht sich.