30.12.06

23C3 Lessig auf Verbalradikalismus

Engagierte Akademiker, die unbegründet ihre Agenda in eine depressive Message einlullen, drohen sich zu radikalisieren. Das klingt dann sehr schrill. Larry Lessig, mehr Aktivist als Wissenschaftler, hat es wohl auch erwischt. Man guck nur mal an, wozu eine Kriegsrhetorik führen kann ohne produktiv irgendwas zu verbessern. Was vor einem Jahr schon dämlich klang wird jetzt vollends Ausweis des Unvermögens sich durchzusetzen. Diese Radikalisierung schreckt die allgemeine Öffentlichkeit ab und trägt viel von dem Frust des Scheiterns. Wenn man dir nicht zuhört, fang an zu kreischen, toller Trick...

27.12.06

23C3: Nachgucken zahlt sich aus

Heise berichtet von einem Berliner Vortrag von RA Peter Voigt zu einem Gesetzesvorhaben der Bundesregierung gegen Computerkriminalität. Fein säuberlich dokumentiert findet man die Verweise des Referenten hier. Befürchtet wird eine zukünftige Illegalität von Penetrationstests und entsprechender Werkzeuge. Dieser Sorge hat auch die Stellungnahme der Bitkom Ausdruck gegeben. Es scheint mir vollkommen übertrieben wie auch der Vortrag polemische Akzente setzte.

Wie üblich ist es sinnvoll genau hinzusehen. Da wären zum einen die "internationalen Verpflichtungen". Da ist einerseits mal die Cybercrime Convention des Europarates. Wie üblich werden die gar nicht ratifiziert. Es handelt sich beim Europarat ohnehin nur um ein insignifikantes Diskussionsforum für Diplomaten, Überbleibsel des Kalten Krieges. Wer damit deutsche Gesetzesvorhaben begründet, macht sich beinahe lächerlich.

Wichtiger dagegen die EU, hier gibt es einen Rahmenbeschluss "2005/222/JI des Rates vom 24. Februar 2005 über Angriffe auf Informationssysteme", der zum 13 März umgesetzt sein soll, aber - hach - man beachte ECJ C-176/03. Dazu diese Kommunikation der Kommission als Reaktion auf das Urteil.

Dort steht:
Das Urteil des Gerichtshofs hat zur Folge, dass die im Anhang aufgeführten Rahmenbeschlüsse ganz oder teilweise fehlerhaft sind, da sie gänzlich oder zum Teil auf einer falschen Rechtsgrundlage erlassen wurden.
...
Rahmenbeschluss 2005/222/JI des Rates vom 24. Februar 2005 über Angriffe auf Informationssysteme (ABl. L 69 vom 16.3.2005, S. 67) | Artikel 95 |


Formal ist also dieser Rahmenbeschluss 2005/222/JI mausetot. Einmal davon abgesehen, dass EU-Strafrecht ohnehin hoch umstritten ist.

Peinlich: Es war die Bundesregierung selbst, welche diese Begründung in Ihrer Vorlage schuf.

1. Das Übereinkommen des Europarates über Computerkriminalität vom 23. November 2001 zielt auf einen Mindeststandard bei den Strafvorschriften über bestimmte schwere Formen der Computerkriminalität ab. Darüber hinaus enthält es Vorgaben für das Strafverfahrensrecht, die internationale Zusammenarbeit und zur Rechtshilfe.
2. Der Rahmenbeschluss 2005/222/JI des Rates vom 24. Februar 2005 über Angriffe auf
Informationssysteme (ABl. EU Nr. L 69 S. 67) verpflichtet die Mitgliedstaaten der Europäischen Union ebenfalls, schwere Formen der Computerkriminalität unter Strafe zu stellen. Durch Angleichung der einzelstaatlichen Strafvorschriften gegen Angriffe auf Informationssysteme soll die Zusammenarbeit zwischen den Justiz- und Strafverfolgungsbehörden verbessert werden.


Peinlich, peinlich.

Hängen

"Saddam soll binnen 30 Tagen gehenkt werden":

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen "hängen" und "henken"? Nun, "hängen" ist nicht zwingend tödlich. Hängen bezog sich früher auch auf Strafen jenseits der Scharfsgerichtsbarkeit. Etwa das "Aufhängen" im Sinne eines Prangergalgens, bei dem der Tod möglich war aber nicht zwingend. Andere Theorien sind möglich.

Stiglitz

Nobel prize winner Joseph E. Stiglitz challenges the patent system. He starts with THE reference plattform: pharma. His criticism is not very good thus harmless and it seems to me he is getting radicalised. Economists know how much voodoo is involved in the field of patent law but they usually don't become activists. I observe a merger these days: activists become scientific, scientists become activists.

Found an useful working paper on "Cumulative Innovation, Sampling and the Hold-Up Problem" from Rufus.

Lebensverfolgung

Rick Rashid hat eine Totalaufzeichnungsvision:

Wir sind bald so weit, so viel Speicherplatz zu besitzen, wie das menschliche Gedächtnis ...Dann wird es uns möglich sein, jede einzelne Unterhaltung zu speichern, die wir jemals geführt haben – bis zum Tod. ... Oder man zeichnet alles, was man gesehen hat, auf Video auf – auch das braucht nur ein Terabyte, hier allerdings im Jahr. Man könnte das alles speichern. So ließe sich das menschliche Gedächtnis erweitern, ...


Nur: wer soll sich das alles anschauen?

26.12.06

Abgesang auf die Sprachvielfalt

Von einem deutschen Literaturwissenschaftler in Ney York, Bernd Hüppauf, hätte die Öffentlichkeit doch etwas anderes erwarten können als er im Interview zu verkünden hat. Man braucht gar keine weiche Philosophie über die Linie, an der Hüppauf in Nachfolge Jüngers rumhackt zur Erklärung, sondern nur den seltsamen Hang zum kulturellen Suizid zu bewundern, den sein Sprachrelativismus bedient. Beste christliche Traditionslinien treffen sich, freilich ohne heroischen Ausklang. Kein Wesen kann zu nichts zerfallen (was auch für das Unwesen gilt). Dem Landser wurden solche weisen Sprüche schon immer von Zweckpriestern unter die Zunge gelegt, eine funktionale Idee. Bei Mathes Ziegler, einem Theologen im Dienste der Propaganda des süßesten Todes, etwa:
Der Tod beschließt nach notwendigen Gesetzen das Leben; nicht, um es zu vernichten, sondern um es immer wieder neu zu gebären. .. Jedes Sterben in der Natur trägt die Keime des neuen Werdens in sich.

Ganz gleich Bernd Hüppauf gegen Sprachvielfalt:
Es ist aussichtslos, an dieser Position zu zweifeln oder sie bekämpfen zu wollen. Das führt aber keineswegs – wie oft zu hören ist – zum Absterben anderer Sprachen, weder der außereuropäischen noch der anderen europäischen Kultursprachen. Geht man von der unangefochtenen Position ...aus, ...kann man durchaus beobachten, wie Globalisierung kreativ auf Sprachen wirken kann – auch auf das Englische... Sprachen wie das Deutsche haben sich stets durch Kulturkontakt und die Fähigkeit zu Mischungen lebendig erhalten. Was wären die europäischen Sprachen ohne ihre wechselseitigen Beeinflussungen? ... Der Reichtum europäischer Sprachen ist das Erbe ihrer Aufnahme- und Wandlungsfähigkeit.


Schön, Selbstmord aus Angst vor dem Tode?! Teil dieses Sprachhumus-Programms ist die Annahme und Predigt der Dominanzbehauptung, die vielen "Kultursprachen" Europas ihre Berechtigung historisch entzieht. Sich willig in den angeblich vorgezeichneten Lauf der Dinge ergeben? Das ist nicht nur ein post-, sondern ein bemerkenswert anti-heroischer Aspekt bei Hüppauf. Er zeigt sich zwar dynamisch denkend im Vergleich zu Sprachbewahrern, das ist ja durchaus ein Fortschritt der Debatte - ohne sich jedoch von den bequemen Ohnmachtsfantasien zu trennen. Vollstrecker vs. Bewahrer ist eine typische Modernisierungskonstellation. Bei beiden konstatiert der Beobachter merkwürdige Prämissengleichheit.

25.12.06

fu'e.ianai

Oh no... Stille Nacht in Lojban: fu'e.ianai

GEMA or Freedom lost for authors.

GEMA Eigenpräsentation or Lost Freedom of authors. Musicians who are member of the German music rights trust GEMA would have to pay GEMA for offering their very own works online, provided on the internet as a free stream. Works for which the Berne convention grants their creators all rights. "All right, but since you are member to our rightsholder association your rights belong to us." But GEMA is so kind to its authors, it takes away their duty. That grace is tied to some bureaucratic restrictions:
* time limit: Dec 31, 2007
* stream offered royality-free
* website must be "registered" at GEMA
* no direct or indirect e-Commerce (e.g. selling your CDs online not permitted)
* You have to add a lengthy disclaimer which explains that there is a copyright law. You as the author should declare that you reserve your rights and no other use should be legitimate without permission from... you, the author?? No: GEMA: „Es gelten die Vorschriften des deutschen Urheberrechts in seiner jeweiligen Fassung. Alle Rechte der Urheber an den geschützten Werken, die auf der Website enthalten sind, bleiben vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung durch die GEMA darf eine weitergehende Nutzung der Werke, über das Anhören der eingestellten Musikwerke hinaus, nicht erfolgen.“

I really wonder how strong authors are within an author's rights association which imposes conditions like these on its members. I feel these GEMA restrictions are contra bones mores and expropriate authors of their works protected under the Berne Convention. I recommend affected musicians to ask institutions responsible about their opinion.

21.12.06

Wikipedia fundraising with CiviCRM

Wikipedia started a fundraiser a few days ago. Dieter told me they were using CiviCRM.

Fundraising C.O.R.E connects to the CiviCRM data tables as the source of data. CiviCRM in turn gets its data from the PayPal and Moneybookers synchronization engines we manage. Finally, we're using i18n for internationalization.


One of the Wikipedia donators put forward a fruitful remark:

It's so sad in 120 years everyone alive today 2006/12/21 would be dead, hopfully Wikepedia would still be here.


The new Wikipedia fundraising effort is quite a success, cmp. 2005Q4 figures.

For sustainable services is not enough to provide an excellent plattform. You need good fundraising procedures. It seems to me CiviCRM manages to fill that tools gap.

IPRED2: Schrille Töne von Prof. David

Die IPRED2 ist kein besonders gelungenes Beispiel für einen guten EU-Legislativvorschlag. Prof. Paul A. David aus Oxford schlägt bei der Europäischen Patentorganisation schrille Töne über IPRED2 (offiziell Com(2006) 168 bzw. 2005/0127 COD) an, Kostprobe:

The framers of this [IPRED2] proposal appear to be committed to ensuring the sanctity of property rights, treating patents and other intellectual property as "absolute property" rather than a species of (conditional) economic subsidy that has been instituted to achieve desirable societal purposes through the promotion of invention and innovation. It is truly difficult to think of any other single step in the patent regime's evolution that could have more adverse effects on the future vitality of technological innovation and long-term economic growth in Europe. This recommendation clearly passes the basic test for "policy fanaticism" – fanatics being people who, having lost sight of the original objective, redouble their efforts.

16.12.06

Jahr und Nein des Linux-Desktops

Ian Murdock schreibt Klartext, warum der Linux-Desktop eine Qual sein kann. Ich stelle seit Jahren Anwendern aus Interesse die Frage, warum sie kein Linux benutzen. Und ich stelle stets fest, dass die Gründe immer auf der Plattform selbst liegen. Jetzt kommt das Problem, das Ian anspricht stärkere öffentliche Aufmerksamkeit. Wenn es zufriedenstellend gelöst ist, werden die nächsten Probleme in den Vordergrund rücken.

14.12.06

Zombielobbying

Gegen den Gowersbericht petitionieren Tote, schreibt Golem. Ich habe den UK Gowers Report selbst mitverfolgt und bin über diese späte Kampagne doch reichlich überrascht.

13.12.06

The REY VI

"The Rey"? Neue Fundsache: Silvestre Reyes

8.12.06

EU-Kommunikation

Interessanter Leserbrief für Euraktiv von Prof. Juliet Lodge. Sie betont die Notwendigkeit von investigativer journalistischer Methoden für Margot Wallströms Traum "Offene Sphäre Europa".

Fragt sich nur wie eine öffentliche Institution das organisieren soll? Das ist ja wie mit sich selbst Tennis spielen. Ohne Wand geht es da nicht.

The REY Forschung Teil V

Es gibt eine Zigarettenpapiermarke:
El Rey ...your tobacco's worth it.

Locherhass

Eintrag für die Hassliste: Locher, die sich verstellen, auf vollkommen überflüssige Papiermaße...