21.11.06

Emsdetten Password

Das Blog des Amokläufers von Emsdetten wurde gesperrt (warum eigentlich). Im Internet wird informiert, wie man dennoch drauf zugreift:

von der Polizei NRW gefordertes Password einfach durch “Abbrechen” quittieren"


Morgen in BILD: "Hacker knacken Blogsperre"

Ich habe ja seinerzeit auch ein bisschen Zeit gebraucht, bis ich verstanden haben wie man Bereiche auf Webservern einrichtet. Hoffen wir mal, dass es nicht die Polizei NRW war, sondern ein inkompetenter, genervter Admin.

Emsdetten Sebastian und der Auslöser

Der Amoklauf des Schülers Sebastian B. in Emsdetten beherrscht die Medien und wie üblich werden die Schuldigen schnell ausgemacht, "Killerspiele".

Bei einem öffentlichen Ereignis, bei dem jeder sich äußert und die "Beweise" auswertet, darf auch ich als "Experte" mitspinnen: Schaut Euch mal dieses Beweisstück mit Tataufruf an. Das passierte diese Woche. War Sebastian Spiegelleser? War das der Auslöser? Man vergleiche dazu dieses Foto des Sebastian B.

12.11.06

Kommissarin Reding gegen was Deutschland denkt

Worum geht es?
The European Commission has wrote a letter to the German government ... expressing its serious concerns about the proposal of the German government for a so called paragraph 9 a of the German Telcommunications law because in the view of the Commission it would priviledge the existing telecom in the German market and would run counter to European Community law as it stands since 2002.


Reding dazu:
The German goverment wants to regulate where there is nothing to regulate. It is a true case of over-regulation and this in a country which always says that over-regulation comes from Brussels.


Sie hat wohl in der Sache Recht und es ist gut, dass die Kommissarin hier eingreift, aber das ist doch sehr polemisch. Ich frage mich mit welchem Recht unsere EU-Kommissarin unser Land öffentlich verunglimpft, wenn sie sich gegen die Politik unserer Regierung wendet oder vielmehr einen bestimmten Gesetzgebungsfall. Und nichts ist fremder für mich als anzunehmen, dass mein Land eine Meinung habe. Eine Meinung können immer nur Regierungen oder Bürger haben. Mein Land denkt und sagt dagegen nichts.

"which always says" -- ein Lehrbeispiel für die Platitüdensammlung.

Im übrigen ist ihre Kollegin Kroes für Wettbewerbsfragen zuständig.

11.11.06

Auf zur Verklärung

Der Spiegelautor, ach nein: Spiegel Online Autor Christian Stöcker über die "Hobby-Propaganda im Netz".
Das Weiße Haus manipuliere die Geschichte, behauptete ein Videoblogger bei YouTube. ... Doch in Wahrheit log nicht die Regierung, sondern der angebliche Aufklärer. Ein Lehrstück in Sachen Netz-Öffentlichkeit.


Der Spiegel-Autor geht hier leichtfertig mit dem Vorwurf der Lüge um.

A) Die Behauptung des Videoposters
An einem Video von George W. Bushs legendärer Ansprache ... sei "herumgedoktert" worden, behauptete McIntee in seinem eigenen Video. Das Banner mit der dümmlich-prahlerischen Aufschrift "Mission accomplished" habe man offenbar entfernt, indem man oben einen Streifen vom Video abschnitt.


B) Die Behauptung ist haltlos
Dabei hatte Mike McIntee blanken Unsinn verbreitet - und zwar vermutlich mit voller Absicht.


C) Falsifikation der Behauptung
Nahezu alle Videos auf whitehouse.gov enthalten den bewussten schwarzen Balken - denn der verdeckt die Sendergrafiken der Nachrichtenkanäle, von denen das Material üblicherweise übernommen wird.


So what? Eine Behauptung oder sagen wir mal ein Vorwurf wird aufgestellt, und wird empirisch falsifiziert, Sir Popper springt fröhlich in die Luft. Wenn es denn immer so schön ginge.

Es ist auch üblich, dass Fehlinformationen, die einmal in die Welt gesetzt werden nicht von ihrer Quelle revidiert werden und fortleben. Genauer gesagt dürfte wenig von Spiegel Onlines eigener Berichterstattung strengen Maßstäben genügen.

Der Autor Stöcker mutmaßt, dass eine "Lüge" vorliegt, was etwas anderes ist als eine unwahre Tatsachenbehauptung. Wirft man Politikern "Lügen" vor, dann hat das normalerweise keine rechtlichen Konsequenzen, weil sie sich Prozesshanseleien nicht leisten können. Aber im Falle einer Privatperson dürfte die journalistische Gewohnheit lax mit diesen Anschuldigungen umzugehen, sie in rechtlich gefahrvolle Fahrwasser manövrieren. Es ist eben vor Gericht etwas anderes, ob jemand "lügt" oder eine unrichtige Behauptung aufstellt.

Die Geschichte ist ein schönes Beispiel für Macht und Missbrauchbarkeit des Bürger-Mediums Internet... Nachrichten und Analysen lassen sich heute von jedem leichter verbreiten als je zuvor. Die Qualitätskontrolle durch die Community funktioniert zwar - aber dass sich Korrekturen ebenso weit verbreiten wie Falschmeldungen, ist keineswegs sichergestellt.


In der Tat, die Frage ist aber wie weit es mit der Qualitätskontrolle der etablierten Medien bestellt ist; oder ob wir ohne Netz besser dran wären.

10.11.06

STOA ohne Gelbe Gefahr

Gestern war ich beim STOA Panel , das steht für "Scientific Technology Options Assesment" in Brüssel, eine der vielleicht besten Konferenzen der letzten Zeit zur Ordnungspolitik des Patentsystems organisiert vom dänischen Technologieboard. Die Veranstaltung überschnitt sich terminlich mit der Microsoft Innovation Day Konferenz.

Europaabgeordnete sind zur Zeit sehr auf ein Gelbe Gefahr-Gleis gehoben worden. Es berichtete etwa MdEP J. Chatzimarkakis, dass ihn EPO-Präsident Pompidou in dieser Hinsicht lobbyiert habe. MdEP Sharon Bowles verwechselte Competition mit Competiveness, und missverstand die beiden präsentierten ökonomischen Denkansätze. Ein echter Clash of Civilisations. Klar ist jedoch, dass die MdEP eine Expertenposition in Richtung Gelbe Gefahr oder Geostrategie geradezu einfordern. Es spricht für die anwesenden Experten, dass sie solche "politischen Formeln" trotz des Bedarfs nicht bedient haben. Es ist sehr erschreckend, dass die Implikationen des Territorialprinzips auch von MdEP, die es aufgrund ihres Berufes besser wissen müssten, nicht berücksichtigt werden. Auf der anderen Seite hat OECD-Fachmann Dominique Guellec eine protektionistische Denkrichtung mit Entschiedenheit zurückgewiesen.

Mehr davon, bitte!