Die Tagesschau.de wartet mit einer
diffamierenden Polemik von Patrick Gensing gegen Google News auf. Im Newsaggregator werden auch PR Kanäle erfasst und aggregiert. Das ist für Nutzer sehr sinnvoll, weil sie damit manche Quellen der Journalisten erhalten.(*) Das polemische Argument ist, dass direkt neben Artikeln der Sueddeutschen Zeitung und so weiter auch Pressemeldungen rechtsextremer Parteien aggregiert werden können, die über Presseverteil-Dienste rausgeschickt werden. Da endet der Artikel mit der Schlussfolgerung: "Und auch die NPD dürfte mit Google News bislang zufrieden sein." Internetinnovation wird auf eine Plattform für Rechtsextreme verkürzt. Der Internet-Nutzer als ein unmündiges Subjekt, der beiden Quellen den gleichen Rang beimesse. Ein merkwürdiges journalistisches Menschenbild. Seltsam die Unterstellung, dass die anderen gesellschaftlichen Interessengruppen die medialen Möglichkeiten nicht ebenso zu nutzen wissen. Zugang zu Primärquellen aller Art ist hilfreich und erzieht zu pluralistischer Mündigkeit, zur Quellenkritik.
"Der Medienwissenschaftler Alexander Görke betonte ... mit dem Angebot von Nachrichten, die nicht redaktionell ausgewählt, "sondern auf der Basis von Suchalgorithmen - gleichsam parasitär - zusammengeklaubt werden, versucht etwa Google News ... auf dem Terrain des Journalismus zu wildern, ohne an dessen Kompetenz heranzureichen".
Welcher Nutzer mag von einer automatischen Aggregation "journalistische Kompetenz" erwartet haben? Technische Aggregation erlaubt dem Anwender ganz neue Möglichkeiten. Gerade das Fehlen einer redaktionellen Aufbereitung macht doch gerade den Reiz für Infojunkies aus. Mich interessieren z.B. überhaupt keine Boulevardnachrichten.
Birnen sind problematisch, weil sie nicht nach Apfel schmecken, und statt Äpfeln verspeist werden?"Den Nutzen, den eine politisch interessierte Öffentlichkeit von einem derartigen Angebot haben kann, sehe ich nicht." Daher schlug er vor, dass sich Suchmaschinen auf ihre Kernkompetenz beschränken oder auf diese rechtlich beschränkt werden sollten.
Sagt der Herr Görke vorm Bundestagsausschuss. Wenn Nutzer keinen Nutzen sehen, wird der Dienst wohl kaum für sie angeboten werden. Das Gegenteil ist allerdings der Fall. Wie unterm alten Erich will da einer bestimmen, was der Bürger "braucht". Und möchte sogar die Verfügbarkeit solcher Dienste durch Regulierung unterdrücken. China lässt grüßen.
Wo ich z.B. den Nutzen von Google News habeZum Beispiel interessiere
ich mich für alle möglichen Quellen zum Nischenthema "Offene Standards". Quellen kann ich natürlich selbst bewerten. Ich brauche keinen "journalistischen" Filter.
Deshalb habe ich bei meinem RSS-Reader unter anderem eine
RSS-Suche über den Suchbegriff bei Google news eingerichtet. Das ist unglaublich praktisch! Das macht Google News zu einer Webapplikation, die ich haben muss. Ausserdem durchsuche ich englische Nachrichten und alle bei Google Blogs erfassten Nachrichten zu diesem Thema und zu anderen Themen. Gibt es einen neuen Artikel oder Produktwerbung, so erfahre ich davon. Parallel habe ich meine eigenen RSS-Feeds von Portalen, die mich interessieren. Alles wunderbar integriert.
Ich erinnere mich noch sehr gut daran selbst einmal Pressespiegel erstellt zu haben. Das heisst lokale Zeitungen mühsam durchzusehen, institutionell relevante Beiträge auszuschneiden, und an sammelnde Dienststellen zu faxen. Was für eine Ressourcenverschwendung! Über den beschriebenen Mechanismus macht das Google News für mich.
Möglicherweise sollte sich die Tagesschau.de Reaktion mal an die eigene Nase fassen und die Polemik gegen andere Medien unterlassen. So weit wie es die journalistische Selbstbespiegelung aufscheinen lässt, ist es zumeist nicht mit journalistischer Qualität her.
(*) So speiste sich ein BILD-Artikel über ein angebliches Pinkeln auf die Deutschlandfahne bei einem Grüne Jugend Kongress ausgerechnet aus diesen sächsischen NPD-Quellen.