19.7.05

Bennhold und CHE

Über die Aktivitäten des CHE, Centrum für Hochschulentwicklung, erregte sich ein Kongress, über den Telepolis berichtet. Nun ist es richtig, das gilt auch für die Uni Osnabrück, dass CHE einen sehr stark gestaltenden Einfluss auf die Hochschulpolitik einnimmt. Und es ist auch klar, dass deren Richtung nicht jedermann gefällt, wobei der Vorschlag "sein eigenes" CHE zu gründen mal wieder nicht in den Sinn kommt.

Was da interessanter ist: In einem Artikel einen bekannten Namen zu lesen.
Der Vortrag von Professor Martin Bennhold, Rechtssoziologe der Uni Osnabrück, brachte dies auf den Punkt. Thema: Hochschulreformpolitik als Politik der Unterwerfung.

Martin Bennhold gehörte zu denjenigen, die man wohl zwangweise erimitieren musste. Ein linker Prof., der sich selbst als Marxisten bezeichnete. Ein linker Prof der sympathischen Sorte, der als Persönlichkeit sich immer für Studenten einsetzte. Und einer, der mitunter auf unvergessliche Weise "auf die Kacke haute". Als Staatssekretär Ludger Vollmer kam, da wurde dieser von Bennhold mit der faktenreich vorgetragenen deutschen Kriegaufdembalkanweltverschwörungstheorie zerlegt. Oder damals im Gespräch mit Prof. Wulf Gaertner über Studienfinanzierungsmodelle verfehlte er grandios die Debatte, indem er den renommierten Volkswirt zum Bannerträger von Adam Smith erklärte und ihn in der Kenntnis dessen Werken zu schlagen versuchte. Ich habe auch mal in dem Werk von Bennhold zur lokalen Nazijustiz geblättert, in der er das Justizwesen zerlegte. In den letzten Jahren setzte er sich für den "Gestapokeller" im Schloss ein, eine Gedenkstelle sollte daraus werden, er hatte wohl Erfolg.

Im Telepolisartikel finde ich eine interessante Schnittstelle:

In der Diskussion wurde das Scheitern der Softwarepatent-Richtlinie durch das EU-Parlament als Hoffnungszeichen gesehen. Bennhold vermutete hier Einzelinteressen der Abgeordneten auf freie Software als treibende Kraft neben der mittelständischen Software-Industrie. Die hartnäckige kritische Lobbyarbeit der Hackerszene war den Debattierenden nicht bekannt.

Tja, richtig bemerkt. Bennhold auf dem Holzpfad. Telepolis auch ein Stück weit, ich kenne meine "Hartnacken". Menschen können noch was bewirken, auch ohne Verschwörungstheorien. Sicherlich hätten wir auch einiges über witzige Organisationen zu erzählen, aber wer glaubt denn allen Ernstes die Organisation ERT hätte bei der WTO Einfluss. Und warum auch nicht? Wir nennen das Pluralismus, ein Pluralismus, der auch exzentrische Leute wie Martin Bennhold braucht. Seine Erklärungsansätze sind nur Ohnmachtsgesten. Es steht ihm ja frei seine Interessen zu organisieren. Dazu muss man es der Bertelsmannstiftung gleich tun und vernünftige zivilgesellschaftliche Arbeit machen statt überall Verschwörungen des Großkapitals zu wittern. Als nicht ganz Unbeteiligter an der europäischen Patentdebatte würde ich Martin Bennhold gerne mal treffen und mich mit ihm austauschen. Ausserdem habe ich gehört, dass er sich für das Begräbnis von Herrn Unsöld damals eingesetzt hat. Ich hatte im Klausurenstress von den Umständen seines Krebstodes wenig mitbekommen. Robert Fong war ein hochintelligenter Berufsstudent mit einem senilen Drall zum linken Antisemitismus, mit dem man sich hervorragend über linguistische Fragen beim Mittagessen austauschen konnte.

17.7.05

Wie man sich Gegner züchtet

Wohl kaum jemand ausser Jamba und so weiter nervt dermassen wie die Public Relations der Harry Potter Verleger. Ich krieg zuviel... Wo gibt organisieren sich die Harry Potter Gegner, wo kann ich mir die Harry Potter-Blocker Extension für den Browser runterladen, wo kann ich für Harry Potter-freie Netznachrichten unterschreiben?

Zombies und Kaffeehauskultur

Da gibt es mal wieder einen abgeschriebenen Spiegel.de -Artikel: In den USA gehe es bergab mit der "Kaffeehauskultur". Nicht die zugehörige Musik fehlt, nein, das tastelnde Klappern der Laptops und zombieartig dreinstarrende Nutzer seien schuld. Besser gesagt, das Problem ist, dass sie zu wenig trinken. Man könnte sagen: Ihr Glücklichen, ihr kriegt jedenfalls Netz. Leider haben Kaffeetrinkstätten hierzulande immer noch nicht verstanden, dass W-LAN einfach Muss ist für Leute, die unterwegs produktiv arbeiten wollen. Auch das wäre doch einen Artikel für Spiegel.de wert, damit sie an den Der Spiegel Stil aufschliessen, der seit jeher die bundesdeutsche Liebe zur Apokalypse pflegt, der Art "während in den USA es überall W-Lan gäbe, kriegt man bei uns mal wieder kein Netz..."

Im übrigen: Gegen den Zombieeffekt gibt es Workrave.

C4C macht Urlaub, erst mal Schluss mit lustig!

Die Lobbyinglachnummer 1 aus UK, die C4C geht jetzt in den Urlaub, um sich von den Strapazen und lustigen Streichen der letzten Monate zu erholen. Berühmtheit erlangte die C4C durch ihre Eiscremeverteilaktion während einer Konferenz am 2. Juni 05, an der ich auch teilgenommen habe. Den Vogel schossen sie mit ihrer missglückten Yachtaktion im Parlamentskanal in Strassbourg ab. Anlässlich des indenUrlaubgehends wurden gleich noch alle missliebigen Blog-Kommentare aus der Netzgemeinde versteckt. Aber es gibt sie natürlich noch, und wenn man ins Archiv gehen muss.

Ein bekannter Journalist kommentierte neulich die deutsche Pressemeldung der C4C, offenkundig sein ihr deutscher Arbeiter abgesprungen und man könne sich nur noch eine Babelfish-Übersetzung leisten. Spässchen dieser Art wird man wohl erst einmal vermissen müssen. Wachhündchen wünschen gar ihre Vertreibung aus dem Geschäft. Kampagnenmanager Simon Gentry und sein Mentor Hugo Lueders sollten die Sommerpause nutzen, um über alternative Berufsperspektiven für sich nachzudenken.

eDIT Festival

Zum 8. Filmemacherfestival wird vom 9. bis 11. Oktober nach Frankfurt geladen, es haben sich schon einige namhafte Gestalten angesagt, die aus dem Nähkästchen plaudern werden. Auch Aspekte wie Animation und Vfx sind hier einbezogen.

13.7.05

Kein ein

Fundsache bei Spiegel.de:

"Er wirft den Niederländern vor, die Blauhelme hätten seinen Bruder mit dem Argument von der Uno-Basis verwiesen, er habe keine eine Identitätskarte der Vereinten Nationen."

"Keen een" auf Niederdeutsch. Ich vermute, dass es das in niederländischer Grammatik auch gibt. Es wird wohl eine wörtliche niederländische Übersetzung ins Deutsche sein.

Vielleicht sollte sich Spiegel.de mit seiner Sprachpflegekolumne in Tradition des unerbittlichen österreichischen Lektors vom Dienste Karl K. etwas zurücknehmen. Peinlich ist vor allem, wenn der "Zwiebelfish" den Netznutzern vorschreiben wil, was gute und richtige Email-Konversation zu sein habe und verkehrsfremde Regeln etabliert. Auch Spiegel.de ist sterblich - aber das wissen wir ja schon lange.