Gestern hatte ich mir die Keynote von Ito konventionell herunter geladen. Es ist interessant erneut und genau zuzuhören. Das Hauptproblem - und das war auch etwas was mir nicht gelang zu knacken - ist der unglaubliche Defätismus, der gerade von US-Gästen immer wieder gezeigt wird. Was mir etwas entgangen war, ist, dass auch Ito das erkennt und auf die Schädlichkeit hinweist. Die gängige Verdrossenheit bei uns ist sozusagen die weiche Variante, die Aktualisierung unseres Nationalcharakters: Kassandra auf Streifzug durch die ewig sterbenden Wälder. Die verlorenen "Krieger" vom Kongress sollten meiner Ansicht nach sich besser fragen, warum zum Beispiel Dataret unnötigerweise verloren wurde. Möglicherweise liegt es daran, dass kaum einer der Frustrierten in Brüssel war. Interessen, die nicht vor Ort vertreten werden, haben kaum Chancen auf magische Durchsetzung.
Es tut mir leid, wenn auch von mir zu verantwortende Kommunikation eine Negativstimmung genährt hat. Die meisten echten "Frontkämpfer" - um dieser schwachsinnigen Militärmetapher des war on (insert pillepalle) zu folgen - haben ein positives Verhältnis zu dem, was mit geringen Mitteln erreicht werden kann. Es sind nur nicht viele dort, wo es brennt.
Wer kümmert sich eigentlich um Com(2005) 646 final?
Man lese nur zum Beispiel
Article 3g
Member States shall ensure that audiovisual commercial communications (siehe Artikel 1 f) provided by providers under their jurisdiction comply with the following requirements:
...
(b) audiovisual commercial communications must not use subliminal techniques; (funktionieren bekanntlich sowieso nicht)
(c) audiovisual commercial communications must not:
(i) include any discrimination on grounds of race, sex, or nationality;
(ii) be offensive to religious or political beliefs;
(iii) encourage behaviour prejudicial to health or to safety;
(iv) encourage behaviour prejudicial to the protection of the environment.
...
(f) audiovisual commercial communications must not cause moral or physical detriment to minors. Therefore they shall not directly exhort minors to buy a product or service by exploiting their inexperience or credulity, directly encourage them to persuade their parents or others to purchase the goods or services being advertised, exploit the special trust minors place in parents,teachers or other persons, or unreasonably show minors in dangerous situations.
Keine Verschwörung, die es - wie Ito unterstrich - nicht gibt, sondern gut gemeinter Jugendschutz...