14.11.08

Dog bites Kate Connolly

Kate Connolly, eine Korrespondentin für verschiedene britische Zeitungen, schreibt für den linksgerichteten britischen Guardian eine Geschichte über den Bierkonsum deutscher Truppen in Afganistan: "German troops tank up for Afghan mission" Die liberale Fraktion hat die Gunst der Stunde genutzt, in der Alkoholthemen en vogue in der Boulevardpresse sind und nun auch noch etwas bei der Bundeswehr zur Empörung gefunden.

Natürlich kommen Themen wie Alkohol bei Jungen, Schwangeren, Autofahrern und autofahrenden Poltikern zur Zeit in den Medien besser an, ganz zu schweigen die Berichte über die Verteuerung der Lebenshaltung durch Preissteigerung beim Bier. Da geht die Geschichte vom Bierverbrauch der Soldaten ganz unter. Denn es gilt im Journalismus eine gute alte Regel: "Hund beisst Mann" ist keine Nachricht.

Um so erhellender ihre eingebettete Nachricht im Artikel über die angeblichen Trinkexzesse deutscher Soldaten:
Critics of the mission who have long-argued Germany should extend its mandate from the relatively safe north of the country to the more dangerous south, say the revelation does little to boost German claims that it is taking a professional approach to the job.

Dazu die nächste Journalistenweisheit: Cite your source!
US troops face an alcohol ban when on mission while British and other soldiers are allowed to drink moderately when not on duty. This discrepancy led to the claim made at a Nato conference on Afghanistan that "some drink beer while others risk their lives".

Dazu die nämliche Journalistenweisheit: Cite your source! Soll Bundeswehrsoldaten tatsächlich die Abstinenz der Bündnispartner etwas angehen und sprechen diese anonymen emotionalen Mobbing-Botschaften auf Nato Konferenzen nicht gegen die diplomatische Geschliffenheit ihrer Urheber? Viele Leute in Deutschland zeigen sehr große Skepsis für die Präsenz unserer Verteidigungsstreitmacht in diesem fernen Lande überhaupt. Wenn deutsche Soldaten von den Bündnispartner für deren Interessen sie dort ihr Leben riskieren und einer skeptischen Bevölkerung im eigenen Lande gemobbt werden, wird das sicherlich nicht zur Moral der Truppe beitragen. Denn die Antwort "...dann gehn wir halt" auf die Sticheleien undankbarer Bündnispartner steht ja gar nicht zur Debatte. Auch der Bundestag hat für eine Verlängerung des Einsatzes gestimmt.

Meine Bekannten mit Afghanistan-Erfahrung haben mir immer wieder davon erzählt, dass die Bundeswehr in dem Lande eine positive Arbeit leistet, und das nicht nur im Sinne des Wiederkauens institutionellen Public Affairs-Sermons. Vielleicht sollten sich die von ihren afghanischen Quellen gescholtenen anderen Truppen bei einem Bier mit ihren deutschen Kollegen entspannen?

The figures suggest that the 3,600 German soldiers based in Afghanistan as part of Nato reconstruction mission, are each consuming around 278 litres (612 pints) of beer a year, as well as 128 standard measures of wine.

Dazu die Ergänzung wie der Pro-Kopf Konsum für alle Bürger zusammengerechnet in Deutschland ausschaut:
Trotzdem steht Deutschland laut dem Brauer-Bund mit einem Bierkonsum von 112 Litern Bier pro Kopf und Jahr weltweit "nur" auf Platz zwei. Spitzenreiter ist mit einem Abstand von gut 30 Litern pro Kopf Tschechien.

Wo ist also das Drama wegen zwei Bier pro Tag?
Thomas Raabe, a defence ministry spokesman said that the figures suggested soldiers were drinking "0.77 litres every day". He added that the alcohol supplies... put on sale in shops at German military bases were not just consumed by soldiers, but also by German police, diplomats and journalists.